Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
Eine depressive Erkrankung hat nicht einfach nur Traurigkeit zum Inhalt, sie geht weit darüber hinaus.
Was sind Depressionen?
Menschen, die an einer depressiven Störung leiden sind häufig niedergeschlagen. Oft haben sie auch den Eindruck, gar nichts mehr zu fühlen und innerlich leer zu sein. Ihnen fehlt das Interesse und die Freude an Aktivitäten die ihnen eigentlich immer Spaß gemacht haben und der Antrieb sich aufzuraffen, diesen trotzdem nachzugehen. Auch für alltägliche Aufgaben kann die Energie fehlen, sie scheinen wie unüberwindbar große Herausforderungen. Es wird vermehrt gegrübelt, die Gedanken kreisen, man bekommt den Kopf nicht mehr frei. Das Ein- und Durchschlafen wird zur Herausforderung, morgens findet sich keine Antwort auf die Frage, wofür man überhaupt aus dem Bett aufstehen soll. Der Appetit kann sich verändern. Es kommt zu Müdigkeit, Energielosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, häufig begleitet von dem Gefühl von Wertlosigkeit und Schuld. In schweren Fällen können Suizidgedanken auftreten.
Häufige Symptome bei einer Depression:
- Anhaltende Traurigkeit oder Leere
- Verlust des Interesses an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben
- Veränderungen im Schlafverhalten (Schlaflosigkeit oder übermäßiges Schlafen)
- Veränderungen im Essverhalten (Appetitverlust oder übermäßiges Essen)
- Erschöpfung und ständige Müdigkeit
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen
- Gefühle der Wertlosigkeit oder Schuld
- Gedanken an den Tod oder Suizid
Verständnis im Umfeld kann schwierig zu erreichen sein. Mitmenschen können nicht immer nachvollziehen, warum man in einer Depression nicht „einfach aufstehen“ oder sich „einfach mal aufraffen“ kann. Es ist nicht leicht die Empfindungen in einer depressiven Episode von außen nachzuvollziehen. Geduld, Ansprechbarkeit und das nicht Aufbauen von Druck sind gute Strategien für Angehörige.
In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10), die von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben wird, werden auch depressive Episoden klassifiziert. Dabei wird zwischen leichten, mittelgradigen und schweren Episoden unterschieden, je nachdem, wie viele Symptome vorhanden sind und wie stark sie ausgeprägt sind.
Es ist wichtig, Depressionen anhand dieser Kriterien zu erkennen und zu diagnostizieren, um eine passende und effektive Behandlungsmethoden anbieten zu können. Psychotherapeutische Ansätze, teilweise in Kombination mit medikamentöser Behandlung sind effektiv und können den Betroffenen zu helfen, ihre Lebensqualität wiederzuerlangen.
Entwicklung einer Depression am Beispiel von Marie:
Marie, eine 35-jährige Grafikdesignerin war bereits einige Zeit emotional belastet als dann auch noch ihr Vater, zu dem sie eine enge Beziehung hatte, einen schweren Schlaganfall erlitt.
Daraufhin versuchte sie, ihre Arbeit als Ablenkung in ihrem Leben zu nutzen und sich in Projekte zu stürzen. Doch je mehr Zeit verging, desto schwerer fiel es ihr, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Früher war sie für ihre außergewöhnliche Aufmerksamkeit für Details und ihre kreative Herangehensweise bekannt, aber nun schien ihre Inspiration versiegt zu sein. Selbst einfache Aufgaben, die sie früher mit Leichtigkeit erledigte, erschienen ihr nun überwältigend.
Marie verlor das Interesse an Hobbys, die sie früher liebte, wie das Malen und das Gärtnern. Diese Aktivitäten hatten immer eine Quelle der Freude und Entspannung für sie dargestellt, doch nun fühlten sie sich wie leere Pflichten an. Sie verbrachte mehr und mehr Zeit alleine, fühlte sich zunehmend isoliert und entfremdet von ihren Freunden und ihrer Familie. Die sozialen Treffen, die sie einst genoss, vermied sie nun.
Ihr Partner bemerkte die Veränderungen in Maries Verhalten und versuchte sie nach Kräften zu unterstützen. Er ermutigte sie zu Gesprächen über ihre Gefühle und schlug vor, gemeinsam Aktivitäten zu unternehmen, die sie früher genossen hatten. Doch trotz seiner Bemühungen verschlechterte sich Maries Zustand weiter. Sie wurde immer hoffnungsloser und verzweifelter und fand alleine keinen Ausweg mehr. Schließlich entschied sie sich mit der Unterstützung ihres Partners dazu, professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie Anspruch zu nehmen. Sie suchte einen Psychotherapeuten auf und begann eine kognitive Verhaltenstherapie.
Die kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), wie wir sie unseren Privatpraxenfür Psychotherapie in Bonn-Beuel und Köln anbieten, ist eine der am häufigsten verwendeten und meist erforschten psychotherapeutischen Verfahren zur Behandlung von Depressionen und einer Vielzahl anderer psychischer Störungen. Sie basiert auf der Annahme, dass negative Denkmuster und Verhaltensweisen zur Aufrechterhaltung von Depressionen beitragen. Diese werden identifiziert und bearbeitet und hilfreiches Verhalten wird gefördert.
Ablauf der Psychotherapie
- Erstgespräch und Diagnose: Im ersten Schritt führt der Psychotherapeut oder die Psychotherapeutin ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, um dessen Beschwerden und Symptome möglichst genau zu verstehen. Dabei werden Informationen zur Krankheitsgeschichte, zu aktuellen Lebensumständen und zu bisherigen Therapien gesammelt. Der Therapeut erstellt eine Diagnose und entwickelt ein erstes Verständnis für die Problematik des Patienten. Dies bildet eine wichtige Grundlage für die Behandlung der Depression.
- Zielsetzung: Gemeinsam mit dem Patienten werden konkrete und realistische Therapieziele festgelegt. Diese Ziele dienen als Leitfaden für den weiteren Therapieverlauf und helfen, den Fortschritt zu messen. Die Ziele können sich im Laufe der Psychotherapie ändern oder weiterentwickeln, abhängig von den individuellen Möglichkeiten und Fortschritten des Betroffenen.
- Identifikation dysfunktionaler Gedanken: Der Patient lernt, seine negativen und unproduktiven Gedanken- und Verhaltensmuster zu erkennen. Dies kann durch verschiedene Techniken wie Tagebuchführung, Selbstbeobachtung und kognitive Übungen geschehen. Ziel ist es, diese dysfunktionalen Gedanken zu identifizieren und zu hinterfragen, um sie durch zielführende und positive Denkmuster zu ersetzen.
- Veränderung von Verhaltensmustern: Durch gezielte Übungen, Rollenspiele und Hausaufgaben wird der Patient angeleitet, ungesunde Verhaltensweisen zu erkennen und zu ändern. Der Psychotherapeut unterstützt den Patienten dabei, neue, gesündere Verhaltensweisen zu erlernen und in den Alltag zu integrieren. Dies kann auch die Entwicklung und das Einüben neuer Gewohnheiten und Routinen umfassen.
- Fortlaufende Evaluation: Der Erfolg der Therapiesitzungen wird regelmäßig überprüft. Dies geschieht durch Gespräche, Fragebögen und andere Bewertungstechniken. Der Therapeut analysiert die Fortschritte und passt die Therapieansätze bei Bedarf an, um die Effektivität der Behandlung zu maximieren. Das Feedback des Patienten spielt hierbei eine wichtige Rolle, um sicherzustellen, dass die Therapieziele erreicht werden.
Techniken, die bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden können:
- Kognitive Umstrukturierung: Dysfunktionale Gedanken werden identifiziert und durch realistischere, positivere Überzeugungen ersetzt. Spezifische Techniken umfassen z.B. das ABC-Modell, bei dem Auslöser, Überzeugungen und Konsequenzen analysiert und umstrukturiert werden. Eine weitere Methode ist das Gedankenprotokoll, bei dem negative automatische Gedanken erfasst und hinterfragt werden.
- Verhaltensaktivierung: Patienten werden ermutigt, wieder aktiv zu werden und Aktivitäten in ihrem Leben bewusst zu planen. Hierzu kann ein Aktivitätsplan erstellt werden, in dem angenehme und bedeutungsvolle Aktivitäten systematisch eingeplant werden. Eine weitere Methode ist das Kontingenzmanagement, bei dem gesundes Verhalten positiv verstärkt wird.
- Achtsamkeit und Meditation: Diese Techniken helfen dabei, im Moment präsent zu sein und negative Gedanken loszulassen. Spezifische Methoden aus der Verhaltenstherapie umfassen zum Beispiel die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion und das achtsamkeitsbasierte kognitive Training.
- Problemlösungstraining: Entwickeln von Strategien zur Bewältigung von Alltagsproblemen und Stresssituationen. Eine spezifische Technik ist das systematische Problemlösen, das in sechs Schritte unterteilt ist: Problemdefinition, Zielsetzung, Lösungsideen sammeln, Entscheidung für eine Lösung, Umsetzung der Lösung und Bewertung der Effizienz.
- Tagebuchführung: Regelmäßiges Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen hilft, Muster zu erkennen und zu analysieren. Zu den häufig eingesetzten Behandlungsmethoden gehört das Gedanken-Tagebuch, in dem automatisch negative Gedanken und die dazugehörigen Situationen dokumentiert werden, sowie das Aktivitätstagebuch, in dem tägliche Aktivitäten und die damit verbundenen emotionalen Reaktionen festgehalten werden.
- Verhaltensverträge: Vereinbarungen zwischen Therapeut und Patient über zu erreichende Ziele und die dafür notwendigen Schritte. Ein Beispiel ist der Verstärkervertrag, bei dem konkrete Verhaltensziele und die daraus resultierenden positiven Folgen schriftlich festgehalten werden. Diese Methode hilft, die Motivation zu steigern und Verbindlichkeit zu schaffen.
- Rollenspiele: Simulation von realen Situationen zur Übung von Problemlösungsfähigkeiten und sozialer Interaktion. Techniken umfassen das Verhaltensexperiment, bei dem neue Verhaltensweisen in einer simulierten Situation ausprobiert werden, und das Modelllernen, bei dem der Therapeut als Modell fungiert und bestimmte Verhaltensweisen vormacht.
- Entspannungstechniken: Methoden wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können zur Reduktion von Stress und Anspannung angewendet werden.
Die kognitive Verhaltenstherapie einer Depression am Beispiel von Marie
Marie begann ihre Psychotherapie mit der Identifikation ihrer negativen Denkmuster innerhalb ihrer Depression. Sie hatte oft Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug!“ oder „Niemand kümmert sich um mich!“. Durch kognitive Umstrukturierung lernte sie, diese Gedanken zu hinterfragen und durch positive Überzeugungen zu ersetzen. Gleichzeitig begann sie, wieder regelmäßig spazieren zu gehen und sich mit Freunden zu treffen – Aktivitäten, die ihr geholfen haben, sich besser zu fühlen.
Zu Beginn der Psychotherapie führte Marie ein Tagebuch über ihre Gedanken und Gefühle, um ein klares Bild ihrer Denkmuster zu bekommen. Dies half ihr zu erkennen, wie oft sie in negativen Gedankenkreisen feststeckte.
Ein zentraler Bestandteil der Verhaltenstherapie war das Erlernen von Techniken zur kognitiven Umstrukturierung. Marie lernte, ihre negativen automatischen Gedanken zu identifizieren und sie zu hinterfragen. Dabei verwendete sie Fragen wie: „Gibt es Beweise, die diesen Gedanken unterstützen?“ oder „Was würde ich einem Freund sagen, der so denkt?“ Diese Reflexionen halfen ihr, die Unlogik und Unwahrheiten in ihren negativen Gedanken zu erkennen und sie durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen.
Zusätzlich zur kognitiven Umstrukturierung führte Marie Verhaltensaktivierungen durch. Sie erstellte eine Liste von Aktivitäten, die sie früher genossen hatte, aber aufgrund ihrer negativen Stimmung vernachlässigt hatte. Dazu gehörten Aktivitäten wie Lesen, Kochen, Joggen und Treffen mit Freunden. Marie verpflichtete sich, mindestens eine dieser Aktivitäten pro Woche durchzuführen, um ihre positive Verstärkung zu erhöhen und ihr Gefühl der Erfüllung zu steigern.
Ein weiterer Aspekt ihrer Therapie war das Erlernen von Entspannungstechniken wie tiefes Atmen und progressive Muskelentspannung. Diese Techniken halfen Marie, mit Stress und Angst umzugehen und ihre allgemeine körperliche und emotionale Anspannung zu reduzieren.
Über mehrere Monate hinweg stellte Marie fest, dass ihre negativen Gedanken seltener und weniger intensiv wurden. Sie fühlte sich zunehmend selbstbewusster und fähiger, mit Herausforderungen umzugehen. Ihre regelmäßigen sozialen Aktivitäten und ihre Fähigkeit, negative Gedanken zu hinterfragen, führten zu einer deutlichen Verbesserung ihres allgemeinen Wohlbefindens. Sie erkannte, dass sie nicht ihren negativen Gedanken ausgeliefert war, sondern aktiv an ihrer mentalen und emotionalen Gesundheit arbeiten konnte.
Wie hilft Psychotherapie bei Depressionen? Wie wirksam ist sie?
Forschung zur Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depressionen zeigt, dass die Psychotherapie eine effektive Methode zur Behandlung ist. Zahlreiche Studien belegen, dass Patienten, die eine kognitive Verhaltenstherapie machen, starke Verbesserungen ihrer Depression erleben. Die Psychotherapie vermittelt Fertigkeiten die langfristig im Umgang mit depressiven Symptomen angewendet werden können und wird individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst. Bei sehr schweren Depressionen ist eine ergänzende Behandlung mit Medikamenten (in der Regel Antidepressiva) möglich.
Fazit
Depressionen sind ernsthafte Erkrankungen, die professionelle Hilfe erfordern. Die kognitive Verhaltenstherapie bietet effektive Techniken zur Bewältigung und Überwindung von Depressionen und anschließen daran auch der Vorbeugung weiterer Episoden bzw. Rückfällen. Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, an Depressionen leidet, zögern Sie nicht unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen und zu uns Kontakt aufzunehmen.