Depressionen treten nicht nur bei Erwachsenen auf. Die Kindheit und Jugend bietet nicht erst seit der Corona-Pandemie und den Spuren und Folgen für die junge Seele ihre eigenen Herausforderungen. Die Tatsache dass auch Kinder und Jugendliche an Depressionen erkranken können, stellt die Eltern der jungen Patienten vor große Herausforderungen.
Wenn das eigene Kind Anzeichen von Depressionen zeigt, kann dies für Eltern beängstigend und überwältigend sein. Sie fragen sich, wie sie helfen können und was die beste Vorgehensweise ist. Die Unsicherheit, ob die zu beobachtenden Anzeichen wirklich eine Depression offenbaren und somit das Ausmaß einer krankheitswertigen Störung umfassen, oder ob es sich nur um eine vorübergehende Verstimmung handelt, kann zusätzlichen Stress bei allen Beteiligten verursachen. Die Anzeichen und Symptome im Kindes- und Jugendalter richtig zu deuten ist wichtig, um möglichst frühzeitig Unterstützung bieten zu können. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Erkennung und Behandlung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen.
Was sind Depressionen?
Depressionen sind eine psychische Erkrankung, die sich auf die Stimmung, Gedanken und das Verhalten einer Person auswirkt. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich dabei nicht um eine vorübergehende Traurigkeit handelt, sondern um eine ernsthafte Krankheit, die behandelt werden kann. Die Symptome und der Schweregrad können je nach Alter und persönlicher Situation variieren und sich anders äußern als bei Erwachsenen. Daher ist es wichtig, genau hinzuschauen und mögliche Anzeichen bei den jungen Menschen zu erkennen.
Wie äußert sich eine Depression bei Kindern
Kinder und Jugendlich leiden zwar seltener an einer Depression als Erwachsene, kommen aber dennoch häufiger als gedacht vor. Schätzungen zufolge leiden etwa 3% der Kinder im Grundschulalter an einer depressiven Episode. Auch in noch jüngerem Alter ist das Auftreten einer Depression möglich. Gerade bei kleinen Kindern kann es schwierig sein eine Depression zu erkennen, sie tritt häufig in Kombination mit anderen Erkrankungen wie Angst- oder Essstörungen auf.
Die Erkrankung äußert sich bei Kindern oft durch Verhaltensänderungen wie Rückzug, mangelndes Spielverhalten, verringerte Freude, Reizbarkeit, Schlafstörungen, verringerte Gestik und Mimik, oder eine plötzliche Verschlechterung der schulischen Leistungen. Während Erwachsene die eigenen emotionalen Herausforderungen meist klar artikulieren können, erleben Kinder Depressionen oft als ein Gefühl der inneren Leere, das sie nicht in Worte fassen können. Die Wahrnehmung der eigenen Depression kann von Schuld und Scham geprägt sein, da viele Kinder nicht verstehen, warum sie sich anders fühlen als ihre Altersgenossen. Hinzu kommt als Thema oft die Sorge, von den Eltern nicht genug Beachtung zu bekommen. Es ist daher hilfreich, diese Unterschiede zu erkennen und bei der Unterstützung von betroffenen Kindern einfühlsam und geduldig vorzugehen.
Typische Symptome von Depressionen bei Kindern sind:
- Anhaltende Traurigkeit oder Gereiztheit
- Verlust des Interesses an Aktivitäten, die früher Spaß gemacht haben
- Veränderungen im Ess- oder Schlafverhalten
- Rückzug von Freunden und Familie
- Konzentrationsprobleme
- Häufige körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache (z.B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen)
- Geringes Selbstwertgefühl oder Selbstvorwürfe
Depressionen bei Jugendlichen. Worauf zu achten ist.
Depressionen sind bei Jugendlichen weit verbreitet und stellen eine ernsthafte Herausforderung dar, die oft übersehen wird. Schätzungen zufolge leidet etwa jeder fünfzehnte Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren an einer depressiven Episode. In dieser Lebensphase stehen Jugendliche vor zahlreichen sozialen, emotionalen und akademischen Herausforderungen, die ihre mentalen Gesundheitsressourcen stark beanspruchen können.
Während Erwachsene ihre Emotionen häufig klar artikulieren und die Gründe für ihre Depressionen besser nachvollziehen können, erleben Jugendliche diese Gefühle oft intensiver, jedoch mit weniger Verständnis für die Ursachen. Dies kann zu einer tiefen inneren Verwirrung führen, die sich in aggressivem Verhalten, Selbstzweifeln oder Isolation äußern kann. Im Vergleich zu Kindern tendieren Jugendliche dazu, ihre Symptome eher in Bezug auf soziale Beziehungen oder Leistungsdruck in der Schule zu reflektieren.
Ein wesentlicher Unterschied zu Depressionen bei Kindern besteht darin, dass Jugendliche häufig ein größeres Bewusstsein für ihre Emotionen entwickeln und ihre Gefühle auch in den sozialen Kontext ihres Lebens einordnen können. Dennoch können sie Schwierigkeiten haben, Hilfe anzunehmen oder über ihre Gefühle zu sprechen, was das Erkennen der Problematik als Grundlage eines angemessenen Unterstützungsangebots z.B. in Form einer Behandlung durch eine Psychotherapie erschwert. Daher ist es hilfreich, als Eltern oder Betreuer aufmerksam zu sein und einen offenen Dialog über mentale Gesundheit zu fördern, um betroffenen Jugendlichen die benötigte Hilfe zu bieten.
Jugendliche erleben oft andere oder zusätzliche Symptome im Vergleich zu jüngeren Kindern:
- Starke Stimmungsschwankungen
- Verlust von Energie und anhaltende Müdigkeit
- Selbstverletzendes Verhalten oder Gedanken an Selbstmord
- Schwierigkeiten in der Schule oder ein plötzlicher Leistungsabfall
- Übermäßiger Konsum von Alkohol oder Drogen
- Übermäßige Schuldgefühle oder das Gefühl der Wertlosigkeit
- Rückzug von sozialen Aktivitäten und Freundschaften
Psychotherapie für Kinder mit Depressionen
Um den Bedürfnissen junger Kinder gerecht zu werden, können speziell für die Altersgruppe angepasste Ansätze genutzt werden. Kinder haben oft Schwierigkeiten, ihre Gedanken und Gefühle verbal auszudrücken, weshalb die Therapie spielerische Elemente und kreative Techniken integriert, um den Dialog zu fördern und das Vertrauen zu stärken. Ein wichtiger Aspekt der Therapie ist auch die Involvierung der Eltern oder Betreuer, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen und die Erholung des Kindes zu fördern.
Typische Behandlungselemente und Methoden sind zum Beispiel:
- Spieltherapie: Nutzen von Spielzeug, Kunst und Spielen, um Gefühle auszudrücken und Probleme zu bearbeiten.
- Kognitive Umstrukturierung: Schulung der Kinder, negative Denkmuster zu erkennen und positive Verhaltensweisen zu entwickeln.
- Aufbau positiver Verhaltensweisen: Förderung von positiven Verhaltensweisen durch Belohnungssysteme und Verhaltensmodifikation.
- Familienberatung: Einbeziehung der Familie zur Förderung eines unterstützenden Umfelds und Verbesserung der Kommunikation.
- Entspannungstechniken: Lehren von Methoden zur Stressbewältigung wie Atemübungen oder Achtsamkeitsstrategien.
- Psychoedukation: Aufklärung der Kinder und ihrer Eltern über die Symptome der Depression und deren Auswirkungen, um ein besseres Verständnis zu schaffen.
- Gruppentherapie: Ermöglichen von Interaktionen mit Gleichaltrigen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, um Isolation zu reduzieren und Austausch zu bieten.
Wie sich die Therapie genau gestalten richtet sich individuell nach den Beschwerden und der Persönlichkeit des Kindes. Die Elemente können individuell oder in Kombination eingesetzt werden, um den spezifischen Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden und eine nachhaltige Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens zu erreichen.
Behandlung von Depressionen bei Jugendlichen
Die Psychotherapie bei Jugendlichen mit Depressionen unterscheidet sich in mehreren Aspekten von der für Erwachsene. Ein zentrales Merkmal ist das Entwicklungsstadium der Jugendlichen, das besondere Anforderungen an die Therapie stellt. Jugendliche befinden sich in einer Phase der Selbstfindung und Identitätsentwicklung, wodurch ihre emotionalen und sozialen Bedürfnisse oft komplexer sind. Daher ist es entscheidend, dass Therapeuten diesen Entwicklungsprozess berücksichtigen und einen respektvollen, empathischen Ansatz wählen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gemeinsame Einbeziehung der Familie in den therapeutischen Prozess. Während bei Erwachsenen oft individuelle Sitzungen im Vordergrund stehen, erfordert die Therapie für Jugendliche ein starkes Engagement der Eltern oder Erziehungsberechtigten, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Ein offener Dialog zwischen Jugendlichem, Therapeut und Familie kann zur Verbesserung der Kommunikation und des gegenseitigen Verständnisses beitragen.
Zudem sollten Therapeuten bei Jugendlichen innovative und ansprechende Methoden anwenden, um die Motivation aufrechtzuerhalten und den Zugang zu emotionalen Themen zu erleichtern. Dies kann zum Beispiel durch kreative Techniken geschehen, um die Therapie dynamisch und ansprechend zu gestalten. Letztlich ist es wichtig, dass die Therapie eine sichere Umgebung bietet, in der die Jugendlichen ihre Gefühle ohne Angst vor Beurteilung ausdrücken können, um so eine positive therapeutische Beziehung aufzubauen und eine nachhaltige Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens zu erreichen.
Mögliche Elemente der Psychotherapie bei Jugendlichen sind:
- Kognitive Umstrukturierung: Negative Gedankenmuster erkennen und verändern.
- Verhaltensexperimente: Hypothesen über das eigene Verhalten testen und anpassen.
- Zielsetzung: Konkrete, erreichbare Ziele setzen, um Fortschritte zu messen.
- Achtsamkeitstraining: Bewusstsein für den Moment entwickeln und negative Gedanken reduzieren.
- Soziale Fähigkeiten: Verbesserung der Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten mit anderen.
- Selbstfürsorge: Ermunterung, sich um die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zu kümmern.
- Ärgermanagement: Techniken zur Identifikation und Regulation von Ärger können Jugendlichen helfen, ihre Emotionen besser zu kontrollieren und Konflikte konstruktiv zu lösen.
- Expositionsübungen: Hierbei setzen sich Jugendliche schrittweise mit angstauslösenden Situationen auseinander, um ihre Angst zu verringern und ihre Bewältigungsmechanismen zu stärken.
- Verstärkung positiver Erlebnisse: Therapeuten können Jugendliche motivieren, regelmäßige positive Aktivitäten in ihren Alltag zu integrieren, um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
- Kognitive Dosierung: Diese Technik beinhaltet das gezielte Festhalten von positiven Erfahrungen und Gedanken durch schriftliche Dokumentation, um negative Gedankenmuster zu unterbrechen.
- Rollenspiele: Durch Rollenspiele können Jugendliche soziale Situationen und Konflikte simulieren, um Verhaltensstrategien zu erlernen und Selbstvertrauen aufzubauen.
Was können Eltern depressive Kinder und Jugendlicher tun?
Wenn das eigene Kind unter Depressionen leidet wirkt sich dies auf die ganze Familie aus. Neben Sorgen um das Wohlergehen des Kindes treten neue Herausforderungen im Alltag und im Zusammenleben auf. Eltern fragen sich dann häufig, was sie Ihrem Kind gutes tun können und wie sie sich verhalten sollen.
Hier sind einige Tipps, für den Umgang mit Depressionen in der Familie:
- Offene Kommunikation: Schaffen Sie eine Umgebung, in der Ihr Kind offen über seine Gefühle sprechen kann, ohne Angst vor Verurteilung.
- Geduld und Verständnis: Zeigen Sie Geduld und Verständnis, auch wenn Sie das Verhalten Ihres Kindes manchmal nicht nachvollziehen können.
- Struktur und Routine: Eine feste Tagesstruktur kann Sicherheit und Stabilität bieten.
- Professionelle Hilfe suchen: Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Psychologen, Psychotherapeuten und Ärzte können wertvolle Unterstützung bieten.
- Bildung und Information: Informieren Sie sich umfassend über Depressionen, um besser verstehen zu können, was Ihr Kind durchmacht.
Ein gut informierter und unterstützender Ansatz kann einen erheblichen Unterschied im Leben eines depressiven Kindes oder Jugendlichen machen. Wenn Sie sich um ihr Kind sorgen und weitere Fragen haben, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren. In den Privatpraxen für Psychotherapie Blawath & Nachtsheim in Bonn und Köln sind speziell für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen ausgebildete, staatlich approbierte Psychotherapeuten tätig, die eine einfühlsame, auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes oder Jugendlichen ausgerichtete Psychotherapie gestalten.