Welche Arten von Psychotherapie gibt es?

Es gibt vier unterschiedliche Formen der Psychotherapie, die in Deutschland sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche, als sogenannte Richtlinienverfahren anerkannt sind und Anwendung finden. Welche Therapieform das beste Verfahren für Sie bietet, hängt dabei von Ihren individuellen psychischen Problemen und Zielsetzungen ab. Meistens ist es sinnvoll, sich vor Beginn einer Therapie über die unterschiedlichen Therapieformen zu informieren und zu überlegen, welche Therapiearten für die Thematik in Frage kommen. Entsprechend sollten Sie bei der Suche nach einem Psychotherapieplatz auf das von dem in den Blick genommenen Psychotherapeuten angebotenen Therapieverfahren geachtet werden. Im Folgenden werden die vier Richtlinienverfahren und ihre Methoden überblicksartig dargestellt.

1. Die (kognitive) Verhaltenstherapie (KVT)

Die (kognitive) Verhaltenstherapie ist eine der am häufigsten angewendeten Formen der Psychotherapie. Sie basiert auf dem Prinzip, dass problematisches Verhalten erlernt ist und daher auch wieder umgelernt und durch gesünderes Verhalten ersetzt werden kann. Die Verhaltenstherapie fokussiert auf die unmittelbaren Probleme und Symptome und deren Veränderung, tieferliegende Ursachen stehen hingegen nicht im Fokus der Therapie. Dabei werden verschiedene Techniken genutzt, um ungünstiges Verhalten zu identifizieren, zu verstehen und schließlich zu verändern. Generell bietet die Verhaltenstherapie ein strukturiertes Vorgehen welches darauf abzielt, konkrete Probleme anzugehen und positive Veränderungen im Verhalten und Denken zu fördern. Sie unterstützt Menschen, die spezifische Ziele haben und bereit sind, aktiv an ihrer Genesung zu arbeiten beim Erreichen dieser individuellen Ziele. Die Verhaltenstherapie findet unter anderem Anwendung bei der Behandlung von Angststörungen, Depressionen, Zwangsstörungen, Essstörungen und bestimmten Arten von Suchtproblemen.

Methoden der Verhaltenstherapie

Je nach Störungsbild und individueller Zielsetzung finden verschiedene Techniken in unterschiedlichem Ausmaß in der Psychotherapie Anwendung. In der Verhaltenstherapie häufig angewendete Methoden sind unter anderem die Folgenden.

Verhaltensaufzeichnungen ermöglichen die Identifizierung von Auslösern und Verhaltensmustern, die die Aufrechterhaltung der psychischen Störung begünstigen. Ein typisches Beispiel für ein solches Verhalten ist die konsequente Vermeidung Angst auslösender Situationen. Weiterhin bieten Verhaltensaufzeichnungen die Möglichkeit, Annahmen des Patienten bezüglich einer bestimmten Situation zu überprüfen und somit eine objektive Sicht, auf zum Beispiel angstauslösende Situationen zu gewinnen. Schließlich können sie im Laufe der Psychotherapie zur Beurteilung des eigenen Fortschritts herangezogen werden.

Kognitive Umstrukturierung ermöglicht die Neubewertung einer Situation, der eigenen Gedanken, Gefühle oder der eigenen Person. Negative Denkmuster und Überzeugungen werden in der Verhaltenstherapie identifiziert und bearbeitet. Ziel ist es dysfunktionale Gedanken, die die psychische Erkrankungen aufrecht erhalten, durch adaptive, funktionalere Gedanken zu ersetzen.

Bei der Expositionstherapie wird der Patient schrittweise mit den Reizen oder Situationen konfrontiert, die Angst oder Stress auslösen. Dies führt zu einer Art Gewöhnung (Habituation genannt). Die Reaktion auf die entsprechenden Reize wird abgeschwächt und kontrollierbarer, bis hin zu dem Punkt, an dem sie für den Patienten nicht mehr einschränkend ist. Expositionen gelten in vielen Fällen als sehr wirksam bei der Behandlung von Angststörungen.

Die Verhaltensaktivierung beinhaltet die Planung und Umsetzung angenehmer Aktivitäten, um positive Emotionen zu fördern und negative Verhaltensmuster zu durchbrechen. Sie dient somit der vor allem der Aktivierung und Stabilisierung der Stimmung und ist zum Beispiel bei der Behandlung von Depressionen relevant.

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2. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie basiert auf den Prinzipien der Tiefenpsychologie. Im Gegensatz zur Verhaltenstherapie zielt sie darauf ab, die unbewussten Konflikte und frühen Beziehungsmuster aufzudecken und zu bearbeiten, welche als Auslöser psychischer Krankheiten betrachtet werden. Der Therapeut hilft dem Patienten dabei, vergangene Erfahrungen und Emotionen zu verstehen und die damit verbundenen unbewussten Konflikte aufzuarbeiten. Durch die Bewusstmachung und Bearbeitung dieser Konflikte sollen Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten des Patienten erreicht werden.

Methoden der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie

Die Nutzung freier Assoziationen ermutigt den Patienten, frei über seine Gedanken, Gefühle und Erinnerungen zu sprechen, ohne diese zu bewerten oder zu filtern. Ziel ist es verborgene Muster, Konflikte und emotionale Themen aufzudecken, die zur Entstehung psychischer Probleme beitragen.

In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie spielt die Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse eine große Rolle, insbesondere solchen aus der Kindheit wird große Bedeutung für den erwachsenen Menschen zugeschrieben. Durch die Analyse und Aufarbeitung solcher traumatischen Erfahrungen können die daraus folgenden emotionalen Belastungen bearbeitet und die Auswirkungen auf das aktuelle Erleben und Verhalten des Patienten verstanden und bestenfalls aufgelöst werden.

Das Konzept der Übertragung und Gegenübertragung bezieht sich auf die Übertragung von früheren Konflikten des Patienten auf neue Beziehungen, in der Psychotherapie auf den Therapeuten. Erwartungen, Ängste und Wünsche werden so auf die Therapiesituation übertragen. Unter Gegenübertragung wiederum, versteht man die Reaktion des Therapeuten auf den Patienten. Der Therapeut nutzt die Übertragungs- und Gegenübertragungsdynamik, um verborgene Konflikte, unbewusste Wünsche und Beziehungsmuster zu erkennen.

Die Widerstandsanalyse befasst sich in der Psychotherapie mit der Tendenz eines Patienten, sich gegen den therapeutischen Prozess zu wehren oder ihn zu blockieren. Die Analyse und Interpretation dieses Widerstandes kann ebenfalls Aufschluss über verborgene Konflikte und unbewusste Ängste des Patienten bieten.

3. Die psychoanalytische Psychotherapie

Die psychoanalytische Therapie basiert auf den Prinzipien der klassischen Psychoanalyse. Sie kombiniert Elemente dieser mit modernen psychodynamischen Konzepten und Techniken. Ähnlich zur Tiefenpsychologie zielt sie darauf ab, tiefere unbewusste Konflikte und Muster zu erforschen, die zu psychischen Problemen führen können. Der Therapeut arbeitet mit dem Patienten zusammen, um vergangene Erfahrungen, Beziehungsmuster und unbewusste Motivationen zu verstehen und Veränderungen im Denken, Fühlen und Verhalten herbeizuführen. Die analytische Psychotherapie eignet sich für die Behandlung verschiedener psychischer Probleme, insbesondere wenn ein tieferes Verständnis der persönlichen Geschichte und der emotionalen Dynamik erforderlich ist.

Methoden der psychoanalytischen Psychotherapie

Im der Methodik ähnelt die psychoanalytische ebenfalls der tiefenpsychologisch fundierten Therapie.
Ähnlich wie bei ihr werden traumatische Erlebnisse oder Konflikte, insbesondere aus der Kindheit, untersucht und aufgearbeitet. Dabei spielt die Arbeit mit dem Unbewussten eine große Rolle. Die Rolle des Therapeuten ist es, den Patienten bei der Entdeckung seiner unbewussten Gefühle, Wünsche und Motivationen, die sein Verhalten beeinflussen könnten, zu unterstützen. Ein Mittel dazu ist die Traumanalyse. Die Psychoanalyse betrachtet Träume als Manifestationen des Unbewussten, sie bieten somit einen Zugang zu oft verborgenen Wünschen, Ängsten und Konflikten, die im Wachzustand nicht bewusst sind. Der Therapeut hilft dem Patienten dabei, die Symbolik und Bedeutung seiner Träume zu verstehen und in den therapeutischen Prozess zu integrieren. Entsprechend relevant ist die therapeutische Beziehung.

4. Die systemische Psychotherapie

Die systemische Psychotherapie betrachtet, anders als die sonstigen Therapiearten, psychische Probleme im Kontext sozialer Beziehungen und Systeme, wie Familie, Partnerschaft, Schule/Arbeit und soziales Umfeld. Sie geht davon aus, dass Probleme nicht isoliert betrachtet werden sollten, sondern als Teil eines komplexen Systems, in dem alle Mitglieder miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Der Therapeut arbeitet mit dem Patienten und gegebenenfalls anderen Mitgliedern der relevanten sozialen Systeme zusammen, um problematische Interaktionsmuster zu identifizieren, die Kommunikation zu verbessern und positive Veränderungen im System zu fördern. Die systemische Therapie eignet sich unter anderem für Menschen mit Beziehungsproblemen, Familienkonflikten oder anderen Schwierigkeiten, die durch soziale Beziehungen beeinflusst werden.

Methoden der systemischen Psychotherapie

Bei Familienaufstellungen werden meist Mitglieder der Familie oder Gruppe als Stellvertreter für einzelne Familienmitglieder beziehungsweise Systemkomponenten ausgewählt und im Raum positioniert, um die Struktur und Dynamik des Systems zu repräsentieren. Durch die Beobachtung dieser Aufstellung können der Therapeut und die Teilnehmenden wichtige Informationen über familiäre Rollen, Beziehungsmuster und Konflikte erhalten. Familienaufstellungen ermöglichen es den Teilnehmenden unter anderem, neue Perspektiven einzunehmen und die Sichtweisen anderer Gruppenmitglieder nachzuvollziehen.

Da die systematische Therapie immer das soziale Umfeld einbezieht, bieten Kommunikationstrainings sinnvolle Ansätze, um über den individuellen Patienten hinausgehend eine Wirkung im System zu ermöglichen. Solche Trainings fokussieren auf die Entwicklung effektiver und diplomatischer Kommunikationsfähigkeiten, wie aktives Zuhören, eine klare Ausdrucksweise, das Formulieren von Bedürfnissen und das Vermeiden von defensivem oder aggressivem Verhalten.

Lösungsfokussierte Ansätze sind eine zentrales Element in der systemischen Psychotherapie, die sich auf die Entwicklung konkreter Lösungen für bestehende Probleme konzentriert, anstatt die Analyse von Ursachen oder Vergangenheitsbewältigung zu thematisieren. Der Therapeut und der Klient identifizieren klare und realistische Ziele und entwickeln darauf aufbauend konkrete Schritte zur Erreichung dieser Ziele. Dabei werden die Stärken und Ressourcen des Klienten betont. Lösungsfokussierte Ansätze haben das Ziel schnell und nachhaltig Ergebnisse zu erzielen, indem sie sich auf die Zukunft und auf praktische Lösungen konzentrieren, anstatt den Schwerpunkt auf Probleme und Schwierigkeiten zu legen.