Psychiater, Psychotherapeut, Psychologe- die Unterschiede einfach erklärt

Drei Schilder an einem Zaun mit den Aufschriften 'Don't Give Up', 'You Are Not Alone' und 'You Matter', symbolisierend Unterstützung und Ermutigung.
Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen bieten unterschiedliche Behandlungsansätze für psychische Probleme. Psychiater sind Ärzte, die Diagnosen stellen, Medikamente verschreiben und medizinische Behandlungen durchführen. Psychologische Psychotherapeuten spezialisieren sich auf Psychotherapie durch Gespräche und therapeutische Techniken. Psychologen haben ein Psychologiestudium, aber nicht zwingend eine therapeutische Ausbildung. Die Wahl des richtigen Ansprechpartners richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen – ob es um medikamentöse Behandlung, psychotherapeutische Unterstützung oder psychologische Beratung geht.

Psychiater, Psychotherapeut, Psychologe…an wen soll ich mich denn nun wenden? Wer ist der richtige, um mir mit meinem individuellen Problem zu helfen und was sind überhaupt die Unterschiede?

Die verschiedenen Begriffe im Kontext einer Psychotherapie können verwirrend sein.

In diesem Beitrag räumen wir auf mit der Masse der Begrifflichkeiten, erklären die Unterschiede der verschiedenen Berufsgruppen und helfen Ihnen, die für Sie passende Unterstützung zu finden.

Der Psychiater: Ein Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Ein Psychiater ist ein Arzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen spezialisiert hat. Nach dem Medizinstudium absolvieren Psychiater eine Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie. Diese Ausbildung umfasst in der Regel mehrere Jahre praktischer Erfahrung, sowie theoretische Schulungen in verschiedenen Aspekten der psychischen Gesundheit. Psychiater arbeiten oft eng mit psychologische Psychotherapeuten und anderen Gesundheitsfachleuten zusammen, um umfassende Behandlungspläne für ihre Patienten zu entwickeln.

Aufgaben und Zuständigkeiten

Als Ärzte sind Psychiater im Gegensatz zu den anderen Berufsgruppen befugt, Medikamente zu verschreiben und medizinische Behandlungen durchzuführen. Sie können als ärztliche Psychotherapeuten ebenfalls Psychotherapie anbieten, der Fokus liegt im Vergleich zum psychologischen Psychotherapeuten jedoch stärker auf medizinischen Aspekten und medikamentöser Behandlung. Sie arbeiten häufig in Kliniken, Krankenhäusern oder in einer eigenen Praxis.

Zu ihren Aufgaben gehören:

  • Diagnostizieren von psychischen Störungen: Psychiater führen eine umfassende Diagnostik und Beurteilung durch, um psychischen Störungen bei ihren Patienten zu identifizieren. Dies umfasst die Durchführung von klinischen Interviews, psychologischen Tests und manchmal auch die Nutzung von bildgebenden Verfahren wie MRTs.
  • Verschreiben und Überwachen von Medikation: Psychiater haben die Zulassung, Medikamente zu verschreiben, die zur Behandlung von psychischen Erkrankungen dienen, wie zum Beispiel Antidepressiva, Antipsychotika und Angstlöser. Sie überwachen die Wirkung dieser Medikamente auf den Patienten und passen die Dosierungen individuell an, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
  • Psychotherapie: Neben der Verschreibung von Medikamenten können Psychiater als ärztliche Psychotherapeuten Psychotherapie anbieten, um Patienten zu helfen, ihre Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster zu verstehen und zu verändern.
  • Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsfachleuten: Psychiater arbeiten häufig eng mit Psychologen, Sozialarbeitern, Pflegekräften und anderen Fachleuten im Gesundheitswesen zusammen, um umfassende Behandlungspläne zu entwickeln. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass Patienten eine ganzheitliche Betreuung erhalten, die alle Aspekte ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit berücksichtigt.
  • Notfall- und Krisenintervention: Psychiater sind in der Lage, in Notfällen und Krisensituationen einzugreifen, z.B. bei akuten psychotischen Episoden, schweren Depressionen mit Suizidgefahr oder anderen akuten psychischen Zuständen. Sie können Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten und sofortige Unterstützung zu bieten.
  • Forschung und Weiterbildung: Einige Psychiater sind in der Forschung tätig und tragen zur Weiterentwicklung des Wissens auf dem Gebiet der Psychiatrie bei. Sie nehmen an klinischen Studien teil, erforschen neue Behandlungsmethoden und teilen ihre Erkenntnisse in wissenschaftlichen Publikationen und auf Konferenzen. Zudem bleiben sie im besten Fall durch Weiterbildungen auf dem neuesten Stand der Entwicklungen in der Psychiatrie.

Wann sollte man einen Psychiater aufsuchen?

Ein Psychiater ist die ideale Anlaufstelle, wenn Sie vermuten, dass Ihre psychischen Probleme auch medikamentös behandelt werden sollten. Wir als psychologische Psychotherapeuten arbeiten häufig eng mit niedergelassenen Psychiatern zusammen, um unseren Patienten die bestmögliche Versorgungsleistung anbieten zu können. Darum verweisen wir im Bedarfsfall unsere Patienten an mit uns kooperierende Psychiater für eine begleitende Mitbehandlung. Dies kann bei schweren Depressionen, Schizophrenie, bipolaren Störungen oder anderen ernsten psychischen Erkrankungen der Fall sein. Ein Psychiater kann Ihnen medizinische Begleitung bieten und auch mit anderen Fachleuten zusammen arbeiten und Ihnen Zugang zu ergänzenden Therapieformen wie einer Psychotherapie ermöglichen.

Der psychologische Psychotherapeut:
Ein Psychologe mit umfangreicher Fachweiterbildung

Wer ist ein psychologischer Psychotherapeut?

Ein psychologischer Psychotherapeut hat ein Psychologiestudium und anschließend eine mehrjährige Weiterbildung in einem der anerkannten psychotherapeutischen Richtlinienverfahren absolviert. Diese Ausbildung umfasst mehrere Jahre praktische Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen unter Supervision, sowie theoretische Fortbildungen.

Aufgaben und Zuständigkeiten

Psychologische Psychotherapeuten konzentrieren sich auf die Behandlung psychischer Erkrankungen durch psychotherapeutische Verfahren. Sie verschreiben keine Medikamente, können aber mit einem Psychiater zusammen arbeiten. Sie arbeiten unter anderem in Praxen, Kliniken und Beratungsstellen.

Ihre Hauptaufgaben umfassen:

  • Diagnostik: Zu Beginn der Therapie führt der psychologische Psychotherapeut eine umfassende Diagnostik durch, um die genaue Art und Schwere der psychischen Probleme des Patienten zu bestimmen. Dies kann durch Gespräche, Fragebögen und standardisierte Tests erfolgen.
  • Therapieplanung und Zielsetzung: Basierend auf der Diagnostik entwickelt der psychologische Psychotherapeut in Zusammenarbeit mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan. Dieser Plan berücksichtigt die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Patienten und wird im Verlauf der Therapie regelmäßig angepasst.
  • Durchführung von Therapiesitzungen: Der psychologische Psychotherapeut führt regelmäßige Therapiesitzungen mit dem Klienten durch. Diese basieren je nach Therapeut auf verschiedenen psychotherapeutischen Ansätzen, wie der kognitiven Verhaltenstherapie in unseren Praxen in Bonn-Beuel und Köln. Die Sitzungen zielen darauf ab, das Verständnis des Patienten für seine Probleme zu vertiefen und Strategien für deren Bewältigung zu erarbeiten.
  • Begleitung und Unterstützung: Während der gesamten Therapie bietet der psychologische Psychotherapeut kontinuierliche Unterstützung und Begleitung. Er hilft dem Patienten, Emotionen zu verarbeiten, negative Denkmuster zu erkennen und zu ändern, sowie gesunde Verhaltensweisen zu entwickeln.
  • Prävention und Gesundheitsförderung: Neben der Behandlung von akuten psychischen Problemen arbeitet der psychologische Psychotherapeut auch präventiv, um die psychische Gesundheit seiner Patienten langfristig zu fördern und Rückfällen vorzubeugen.
  • Fortbildung und Supervision: Alle bei und angestellten psychologischen Psychotherapeuten nehmen regelmäßig an Fortbildungen und Supervisionen teil, um ihre fachlichen Kompetenzen zu erweitern und ihre therapeutischen Fähigkeiten zu verbessern.
  • Forschung: Einige psychologische Psychotherapeuten sind in der Forschung tätig, um neue Therapietechniken zu entwickeln und die Wirksamkeit bestehender Methoden zu untersuchen.
  • Beratung: Neben der Therapie bieten einige psychologische Psychotherapeuten auch Beratung für Einzelpersonen, Paare oder Familien an, um bei Lebenskrisen oder Entscheidungsprozessen zu unterstützen. Die Beratungsangebote entsprechen dabei nicht dem Rahmen einer Psychotherapie und werden nicht durch Krankenkassen abgedeckt.
  • Arbeit in interdisziplinären Teams: Psychologische Psychotherapeuten arbeiten oft in Zusammenarbeit mit Ärzten, Sozialarbeitern und anderen Fachkräften, um eine ganzheitliche Betreuung der Patienten zu gewährleisten.

Wann sollte man einen Psychotherapeuten aufsuchen?

Ein Psychotherapeut ist die richtige Wahl, wenn Sie Hilfe bei der Bewältigung emotionaler oder psychischer Probleme durch Psychotherapie und nicht primär durch Medikamente, suchen. In einer Reihe von Fällen ist eine Kombinationstherapie aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung der erfolgversprechendste Weg. In der Psychotherapie werden grundlegende Mechanismen und Verhaltensweisen aufgedeckt, die zur Entwicklung der Erkrankung oder Störung beitragen. In Zusammenarbeit mit dem Patienten wird ein Störungsmodell erarbeitet, aus dem Therapieziele und Therapieansätze abgeleitet werden, an denen über eine längere Zeit gemeinsam gearbeitet wird. Die Psychotherapie zielt darauf ab die psychischen Ursachen der Probleme und den Umgang damit zu bearbeiten, um eine langfristige Verbesserung zu bewirken und für den Patienten Strategien zu finden, die ihm auch nach der Therapie helfen, mit Problemen umzugehen.

Der Psychologe: Ein vielseitiger Wissenschaftler

Im Kontext von Psychotherapie fällt auch der Begriff Psychologe häufig. Ein Psychologe hat ein Studium in Psychologie absolviert, jedoch nicht zwingend eine therapeutische Ausbildung. Er ist somit kein psychologischer Psychotherapeut und auch nicht zwingend im therapeutischen Kontext tätig. Einige Psychologen arbeiten in der Forschung oder Beratung und bieten keine Psychotherapie an. Andere Psychologen haben sich auf bestimmte Bereiche wie Arbeits- und Organisationspsychologie, Sportpsychologie oder Neuropsychologie spezialisiert.

Die Rollen von Psychiater und Psychotherapeut an einem Beispiel

Frau Mila, eine 45-jährige Patientin, beobachtet seit einigen Monaten eine anhaltende Niedergeschlagenheit bei sich. Außerdem schläft sie nicht mehr gut und es fällt ihr schwer sich zu Freizeitaktivitäten aufzuraffen, die ihr früher Freude bereitet haben. Sie entschließt sich schließlich, mit ihren Symptomen zum Hausarzt zu gehen, der ihr eine Psychotherapie und eine genauere Diagnostik empfiehlt, da er eine Depression vermutet.

Frau Mila ist sich unsicher, wer für sie die richtige Ansprechperson ist, sie kennt sich in dem Bereich nicht aus und hat nicht die Energie, sich stundenlang in die Thematik einzulesen. Sie sucht schließlich eine Psychiaterin auf, die eine gründliche Diagnostik durchführt und eine Depression diagnostiziert. Sie entscheidet, ein Antidepressivum zu verschreiben. Die Psychiaterin überwacht regelmäßig die medikamentöse Therapie, um sicherzustellen, dass die Behandlung wirksam ist und keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auftreten.

Parallel dazu beginnt Frau Mila eine kognitive Verhaltenstherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten. Sie möchte ihre Probleme aufarbeiten und verstehen und lernen, wie sie besser mit ihren Gedanken und Gefühlen umgehen kann. Während der Sitzungen identifiziert sie negative Denkmuster und entwickelt Strategien, um diese zu verändern. Der Therapeut unterstützt sie dabei, realistische Ziele zu setzen und praktische Techniken zur Bewältigung ihrer Symptome anzuwenden.

Nach einiger Zeit kann Frau Mila die Medikamente absetzen. Die Strategien aus der Psychotherapie helfen ihr im Alltag und sie kann schließlich auch die Therapie ausschleichen lassen, da sie nun besser in der Lage ist, mit aufkommenden Herausforderungen umzugehen.

Fazit

Die Wahl zwischen einem Psychiater und einem Psychotherapeuten hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen und der Art der Unterstützung ab, die Sie suchen. Psychiater sind Ärzte, die sich auf die Diagnose und Behandlung psychischer Erkrankungen spezialisiert haben und Medikamente verschreiben können. Psychotherapeuten hingegen sind auf Psychotherapie spezialisiert und nutzen psychotherapeutische Methoden, um psychische Probleme aufzuarbeiten und gemeinsam mit dem Patienten Bewältigungststrategien zu erarbeiten. Wenn Sie sich unsicher sind, was die beste Option für Sie ist, können Sie zunächst mit Ihrem Hausarzt sprechen, der Ihnen eine erste Einschätzung geben kann. Ein psychologischer Psychotherapeut wird ihnen hierzu in der Regel ebenfalls eine Einschätzung geben können.

Patienten sowie ihre psychischen Probleme sind unterschiedlich und erfordern individuelle Lösungen. In unserer Privatpraxen für Psychotherapie in Bonn-Beuel und Köln möchten wir Ihren individuellen Bedürfni