Welche Psychotherapie passt zu mir?

Eine Psychotherapie zu beginnen kann eine Herausforderung sein. Haben Sie sich einmal dafür entschieden, schließt sich direkt die nächste Frage an: Welche Therapieform, welches Therapieverfahren soll ich wählen?

Die Wahl des richtigen Psychotherapieverfahrens kann einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit der Behandlung und Ihr allgemeines Wohlbefinden haben. Für viele Menschen, die mit psychischen Belastungen oder Lebensproblemen zu kämpfen haben, ist es entscheidend, ein Psychotherapieverfahren zu finden, die ihren individuellen Bedürfnissen entspricht. In diesem Beitrag informieren wir darüber, welche Faktoren bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen und warum die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) oft als bevorzugte Wahl angesehen wird.

Psychotherapieverfahren von A bis Z

Welche Psychotherapieformen gibt es? Um sich einen Überblick über die vielen Möglichkeiten auf dem Weg zu einer psychotherapeutischen Behandlung zu verschaffen, werfen wir zunächst einen Blick auf die in Deutschland als sogenannte Richtlinienverfahren anerkannten Therapieformen. Alle im folgenden aufgeführten Richtlinienverfahren sind wissenschaftlich fundiert und ihre Wirksamkeit ist vielfach nachgewiesen. Während die Zielsetzungen in allen Therapieformen ähnlich sein können, unterschieden sie sich in den angewendeten Methoden teils deutlich.

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die kognitive Verhaltenstherapie konzentriert sich auf die Veränderung negativer Denkmuster und Verhaltensweisen, die psychische Probleme verursachen oder aufrechterhalten. Sie ist eine praktische, zielorientierte Therapieform, die darauf abzielt, konkrete Veränderungen im Leben der Patienten zu bewirken.

Psychoanalyse

Die Psychoanalyse ist eine tiefenpsychologische Methode, die sich auf die Erforschung unbewusster Konflikte und vergangener Erfahrungen konzentriert. Sie basiert auf der Theorie, dass viele psychische Probleme aus verdrängten Erinnerungen und ungelösten inneren Konflikten resultieren.

Systemische Therapie

Die systemische Therapie betrachtet Einzelpersonen als Teil eines größeren Systems, wie zum Beispiel ihrer Familie oder sozialen Gruppe. Sie konzentriert sich darauf, Beziehungen und Kommunikationsmuster zu erkennen und zu verändern, um positive Veränderungen herbeizuführen.

Genauere Einblicke in die verschiedenen Psychotherapieverfahreb erhalten Sie in unserem Artikel „Welche Arten von Psychotherapie gibt es?„.

Faktoren bei der Auswahl eines Psychotherapieverfahrens

Welches Psychotherapieverfahren ist das Richtige für mich? Viele psychische Probleme können mit unterschiedlichen Ansätzen effektiv behandelt werden, es gibt also nicht die eine richtige Therapie. Dennoch lohnt es sich, sich im Voraus Gedanken über Ihre Therapieziele sowie Art, Ursprung und Kontext der Probleme zu machen, die in der Psychotherapie bearbeitet werden sollen. Überfordern Sie sich an dieser Stelle nicht! Sich über die vorgezeichneten Aspekte klarer zu werden kann auch ein Thema für die Zusammenarbeit mit ihrem Psychotherapeuten sein.

Bei der Wahl des richtigen Psychotherapieverfahrens sollten Sie verschiedene Faktoren berücksichtigen, darunter persönliche Vorlieben, die Art des Problems und die evidenzbasierte Wirksamkeit der Therapie. Ihre persönlichen Vorlieben spielen eine wichtige Rolle bei der Wahl der Therapieform. Manche Menschen bevorzugen eine strukturierte und lösungsorientierte Herangehensweise wie die Kognitive Verhaltenstherapie, während andere eine tiefere Erkundung ihrer Vergangenheit und unbewussten Konflikte wünschen, wie sie in der von Sigmund Freud begründeten Psychoanalyse üblich ist.

Die Art Ihres Problems kann ebenfalls beeinflussen, welche Therapieform am besten geeignet ist. Für bestimmte Störungen wie Angstzustände, Depressionen oder Zwangsstörungen hat sich die KVT als besonders wirksam erwiesen. Bei Beziehungsproblemen oder familiären Konflikten kann die systemische Therapie hilfreich sein. Die tiefenpsychologische Psychotherapie, einschließlich der Psychoanalyse, ist besonders effektiv bei der Behandlung von tief verwurzelten psychischen Störungen, die oft aus unbewussten Konflikten und vergangenen Traumata resultieren. Sie ermöglicht eine tiefgehende Erkundung der inneren Welt des Patienten und sucht nach den zugrunde liegenden Ursachen ihrer Symptome, was häufig zu langfristigen Veränderungen und einer verbesserten emotionalen Stabilität führt.

Es ist wichtig, auf evidenzbasierte (=auf Grundlage von überprüfbaren Beweisen) Wirksamkeit zu achten. Studien haben gezeigt, dass die KVT bei vielen psychischen Störungen sehr effektiv ist.

Beispiele für die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie

Viele Menschen haben positive Erfahrungen mit der KVT gemacht. Hier sind einige Beispiele, wie die KVT Menschen mit verschiedenen psychischen und lebensbezogenen Problemen geholfen hat.

  1. Eine Frau, die unter schwerer Angst litt, konnte durch die Expositionstherapie im Rahmen der KVT ihre Ängste überwinden und ein normales Leben führen. Durch schrittweise Konfrontation mit angstauslösenden Situationen lernte sie, ihre Ängste zu bewältigen.
  2. Ein Mann mit Depressionen profitierte von der Verhaltensaktivierung. Indem er regelmäßig positive Aktivitäten in seinen Alltag integrierte, konnte er seine Stimmung verbessern und neue Lebensfreude gewinnen.
  3. Eine Jugendliche mit sozialen Ängsten konnte durch das Training sozialer Fertigkeiten mehr Selbstvertrauen gewinnen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern.

Häufige Missverständnisse über spezifische Psychotherapieverfahren

Es gibt viele Missverständnisse über Psychotherapieverfahren, die zu Verunsicherung führen können. Es ist wichtig, diese zu klären, um eine möglichst fundierte Entscheidung für die für Sie individuell beste Psychotherapie und das nachfolgend beste Ergebnis treffen zu können.

Ein häufiges Missverständnis ist, dass eine Therapieform für alle psychischen Erkrankungen und Beschwerden gleichermaßen gut geeignet ist. Tatsächlich hängt die Wirksamkeit einer Therapieform von vielen individuellen Faktoren ab, darunter die Art des Problems und persönliche Präferenzen. Ein weiteres Missverständnis ist, dass die kognitive Verhaltenstherapie immer die beste Möglichkeit bildet. Obwohl KVT bei vielen Störungen sehr wirksam ist, gibt es auch andere Therapieformen, die in bestimmten Kontexten sehr gut geeignet sein können. Manche Menschen glauben, dass Psychotherapie nur für schwere psychische Störungen geeignet ist. Tatsächlich kann Therapie auch bei alltäglichen Lebensproblemen und zur persönlichen Weiterentwicklung hilfreich sein

Ist die kognitive Verhaltenstherapie auch für mich sinnvoll?

Die Psychotherapeuten in unserer Psychotherapiepraxen arbeiten mit den vielfältigen Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und nutzen eine Bandbreite von modernen Ansätzen und Techniken um Ihre individuelle Thematik bestmöglich zu bearbeiten. Die folgenden Punkte bieten Ihnen eine Orientierungshilfe, welche Aspekte bei einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) mit einbezogen werden können und inwiefern die kognitive Verhaltenstherapie für Sie geeignet sein kann.

Beziehen sich die Probleme konkret auf bestimmte Situationen?

Überlegen Sie, wann genau Ihre Probleme auftreten. Gibt es bestimmte Situationen oder Umstände, in denen Ihre Probleme immer oder überwiegend auftreten? Beispielsweise bei öffentlichen Reden, in sozialen Interaktionen oder beim Verlassen des Hauses. Wenn die Auslöser Ihrer Probleme klar definierbar sind – wie etwa die Angst vor Bewertung durch andere oder der Aufenthalt an von Menschen gefüllten Orten – kann eine Therapieform, die sich auf konkrete und aktuelle Situationen konzentriert und praktische lösungsorientierte Ansätze bietet, hilfreich sein. Die kognitive Verhaltenstherapie fokussiert auf die Veränderung von Denkmustern und Verhaltensweisen und liefert konkrete Werkzeuge zum Umgang mit herausfordernden Situationen. Sie ist besonders wirksam bei der Behandlung von spezifischen und klar definierten Problemen, wie sozialen Ängsten und Zwängen.

Spielen Ereignisse aus der Vergangenheit und die eigene Biografie eine Rolle?

In der kognitiven Verhaltenstherapie wird die Vergangenheit insofern berücksichtigt, als sie oftmals relevant für das gegenwärtige Denken, Fühlen und Verhalten des Patienten ist. Der Fokus liegt darauf, wie vergangene Erfahrungen aktuelle problematische Denkmuster und Verhaltensweisen beeinflussen. Relevante vergangene Ereignisse werden analysiert, um dysfunktionale Glaubenssätze und Schemata zu identifizieren, die aus diesen Erfahrungen resultieren. Ziel ist es, diese Glaubenssätze zu hinterfragen und zu modifizieren, um das aktuelle Wohlbefinden zu verbessern. Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie wird daher auch die Biografie des Patienten als Kontext betrachtet, um besser zu verstehen, wie bestimmte Verhaltensmuster und Denkschemata entstanden sind und aufrecht erhalten werden.

Über den Umgang mit Emotionen und die Rolle der Persönlichkeit

Achtsamkeit und Akzeptanz sind Stichworte, die in den Verfahren der dritten Welle der kognitiven Verhaltenstherapie groß geschrieben werden. Gedanken und Gefühle werden nicht mehr vorrangig durch gezielte Kontrolle verändert. Stattdessen wird die Aufmerksamkeit auf den Moment gelenkt und ein Bewusstsein für das gegenwärtige Erleben geschaffen. Sowohl angenehme als auch unangenehme Erfahrungen sollen nicht abgelehnt oder unterdrückt, sondern zugelassen werden. Das bewusste Wahrnehmen und Akzeptieren legt den Grundstein für nachhaltige Veränderungen.

Die Entwicklung effektiver Emotionsregulationsstrategien ist wichtig, da sie gesunde Alternativen zu dysfunktionalen (= nicht so funktionierend wie sie bei gesunder Ausprägung funktionieren sollten) Bewältigungsstrategien bieten. Neben dem achtsamen und akzeptierenden Umgang mit Emotionen, sind die Regulation sehr starker Emotionen und das Verständnis der den Emotionen zugrunde liegenden Bedürfnisse wertvolle Fähigkeiten.

Die Persönlichkeit des Patienten gestaltet die Verhaltenstherapie. Durch die Berücksichtigung der individuellen Persönlichkeitsmerkmale wird die Psychoherapie effektiv und nachhaltig konzipiert, indem sie sich individuelle Unterschiede und Stärken zu Nutze macht.

Der Patient im Kontext des sozialen Umfelds

Individuelle Probleme spielen sich in sozialen Kontexten ab. Zwischenmenschliche Beziehungen jeder Art beeinflussen unsere Entwicklung. Systemische Therapielemente finden zunehmend Anwendung in der kognitiven Verhaltenstherapie und bieten durch das Einbeziehen solcher Beziehungen und Einflüsse wertvolle Ergänzungen.

Systemische Vorgehensweisen bieten Möglichkeiten, soziale Dynamiken und Stressoren zu identifizieren, die zur Problematik beitragen oder diese auslösen. Dysfunktionale Kommunikationsmuster werden erkannt und es kann an deren Modifikation gearbeitet werden. Die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und Verständnis verschiedener Parteien wird gefördert, wiederkehrende Muster in verschiedenen sozialen Gruppen aufgedeckt. Rollen und Erwartungen innerhalb sozialer Systeme können definiert werden, gesunde Grenzen gefunden und adaptive (= eine gesunde Anpassung fördernde) Verhaltensweisen entwickelt werden. Gleichzeitig werden positive soziale Bindungen gestärkt und soziale Aktivitäten gefördert.

Aber was mache ich, wenn es wieder passiert?

Ihre Probleme behindern Sie stark im Alltag und Sie suchen praktikable Lösungen? Die kognitive Verhaltenstherapie bietet mit ihrer Struktur und Zielorientierung einen guten Ansatz und Hinweis für nachhaltige Veränderung. In den Therapiesitzungen erarbeiten Sie konkrete Ziele und Strategien, die sie im Alltag anwenden und ausprobieren können und in den Folgesitzungen gemeinsam mit ihrem Therapeuten evaluieren. Es ist grundsätzlich wichtig, dass die psychotherapeutische Sitzungen einmal pro Woche statt finden. Die Therapie hat zum Ziel, Ihnen und Ihrer Psyche Fähigkeiten für den Umgang mit Ihrer individuellen Problematik im alltäglichen Leben zu vermitteln.

Die praktische Umsetzung: Welche Ressourcen und Empfehlungen spielen für Ihre Entscheidung eine Rolle?

Gibt es Empfehlungen von Ärzten oder Psychotherapeuten, die Sie gut kennen? Wenn ein Arzt oder Therapeut Ihnen eine bestimmte Therapieform empfiehlt, kann Ihnen das Ihrer Suche schon eine Richtung geben, in welchem Verfahren Ihr Therapieplatz verortet sein könnte. Fragen Sie Ihren Ansprechpartner warum er diese Therapie für Sie als die Richtige ansieht. Beachten Sie bei Ihrer Entscheidung auch, welche Art der Psychotherapie Ihre Krankenkasse unterstützt und halten Sie im Zweifel Rücksprache. Für Informationen zum Thema Kosten und Kostenübernahme für eine Psychotherapie beachten Sie unseren Artikel zum Thema „Was kostet eine Psychotherapie?„.

Zusammenfassung und abschließende Gedanken

Die Wahl der richtigen Psychotherapieform ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu besserer psychischer Gesundheit und Wohlbefinden. Es gibt viele Faktoren zu berücksichtigen, darunter persönliche Vorlieben, die Art des Problems und die evidenzbasierte Wirksamkeit der Therapie. Während die kognitive Verhaltenstherapie oft eine bevorzugte Wahl ist, gibt es auch andere wirksame Therapieformen wie die Psychoanalyse und die systemische Therapie.

Denken Sie daran, dass die beste Therapieform diejenige ist, die am besten zu Ihnen und Ihren individuellen Bedürfnissen passt. Zögern Sie nicht, professionellen Rat zu suchen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

Wenn Sie mehr über die verschiedenen Therapieformen erfahren möchten oder Hilfe bei der Wahl der richtigen Therapieform benötigen, stehen Ihnen unsere Experten in Bonn und Köln zur Verfügung.