Psychotherapie unterstützt Sie auf Ihrem Weg zur mentalen Gesundheit und emotionalen Heilung. Eine der häufigsten Fragen, die sich viele Menschen zu Beginn oder auch schon vor der Behandlung stellen lautet:
„Wie oft muss ich denn zur Psychotherapie gehen bis es mir besser geht?“
So wie jede Psychotherapiesitzung, gestaltet sich auch die Antwort auf diese Frage individuell. Wir schauen in diesem Artikel auf Faktoren, die die Frequenz der Therapiesitzungen beeinflussen und erläutern, welche Bedeutung die Verteilung der Therapiesitzungen in Bezug auf Häufigkeit und Abstand zwischen den Sitzungen (die sogenannte Sitzungsfrequenz) für den Erfolg der Psychotherapie hat.
Der Rahmen: Kurz- oder Langzeittherapie
Die Psychotherapie umfasst in der Regel 15-60 Sitzungen, die zumeist wöchentlich stattfinden. Eine Psychotherapie mit einer Behandlungsdauer von bis zu 24 Sitzungen bezeichnet man als Kurzzeittherapie, die vor allem das Ziel verfolgt, spezifische Probleme und Symptome schnell und effektiv anzugehen. Typische Anwendungsbereiche sind akute Belastungssituationen, leichte bis Depressionen und Angststörungen. Für Mitglieder einer gesetzlichen Krankenversicherung gibt es die in der Psychotherapie Richtlinie verankerte Möglichkeit einer sogenannten Akutbehandlung. Diese umfasst ebenfalls bis zu 24 Sitzungen, jedoch begrenzt auf jeweils 25 Minuten.
Geht eine Psychotherapie über 24 Sitzungen hinaus, spricht man von einer Langzeittherapie, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt und mehrere Monate bis Jahre dauern kann. Eine Langzeittherapie wird für tiefgreifendere und chronische psychische Probleme und Störungen eingesetzt, die eine intensivere und umfassendere Behandlung erfordern.
Flexible Anpassungen der Sitzungsanzahl sind möglich, um den individuellen Bedürfnissen jedes Patienten gerecht zu werden. Antworten auf die Frage welche Dauer für sie möglicherweise angemessen ist, hält Ihr behandelnder Psychotherapeut für Sie bereit. Er wird dieses Thema gerne mit Ihnen während der Sprechstunde oder in den Probesitzungen (auch als probatorische Sitzungen bezeichnet) besprechen.
Anzahl und Häufigkeit von Therapiesitzungen
Die Sitzungsfrequenz ist von verschiedenen Einflüssen abhängig die von der Art und Komplexität der psychischen Erkrankung, persönlichen Aspekten bis zu äußeren Lebensumständen reichen.
Art und Schwere der psychischen Probleme
Die Schwere und Art der psychischen Probleme spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Häufigkeit von Therapiesitzungen. Klienten mit schwereren oder komplexeren Problemen, wie schweren Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen haben in der Regel einen höheren Behandlungsbedarf als solche mit milderen und weniger tief in der jeweiligen Lebensgeschichte verwurzelten Problemen.
Therapieform
Der gewählte Therapieansatz beeinflusst ebenfalls die Anzahl und Frequenz der Sitzungen. Die kognitive Verhaltenstherapie wird ebenso wie eine systemische Therapie eher in einem strukturierten, zeitlich begrenzten Rahmen durchgeführt, während bei einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie oder einer analytischen Psychotherapie tendenziell länger dauern und häufiger stattfinden.
Hier eine Übersicht über die maximale Anzahl von Sitzungen für Erwachsene die laut Psychotherapie Richtlinie von jeder gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden:
- Kognitive Verhaltenstherapie: 80 Sitzungen
- Systemische Therapie: 48 Sitzungen
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: 100 Sitzungen
- Analytische Psychotherapie: 300 Sitzungen
Private Krankenversicherungen bieten eine Vielzahl unterschiedlicher Vertragsbestimmungen so das, häufig unabhängig vom jeweiligen Therapieverfahren, je nach Vertrag unterschiedliche Stundenkontingente zur Verfügung gestellt werden.
Ziele der Psychotherapie
Die Sitzungsfrequenz wird maßgeblich durch die formulierten Therapieziele beeinflusst. Wenn eine akute Linderung der Symptome im Fokus steht, kann zum Beispiel eine höhere Sitzungsfrequenz sinnvoll sein. Wenn es hingegen um die langfristige Persönlichkeitsentwicklung oder die Prävention von Rückfällen geht, könnten die Sitzungen weniger häufig, aber dafür über einen längeren Zeitraum verteilt sein.
Therapiephase
In der Anfangsphase der Therapie finden Therapiesitzungen meist häufiger statt, um eine stabile therapeutische Beziehung aufzubauen und erste Interventionen durchzuführen. Im weiteren Verlauf der Psychotherapie kann die Frequenz dann je nach Bedarf in Abstimmung mit Ihrem Psychotherapeuten oder Ihrer Therapeutin angepasst werden und zum Ende der Behandlung ausschleichen.
Persönlichkeit
Persönliche Aspekte beeinflussen die Anzahl der Therapiesitzungen an etlichen Stellen. Manche Menschen können sich schneller öffnen als andere. Die therapeutische Beziehung entwickelt sich mit einigen Patienten schneller als mit anderen. Patienten können mehr oder weniger Zeit für Veränderungsschritte im Therapieprozess benötigen.
Persönliche Umstände und Verfügbarkeit
Nicht zuletzt spielen natürlich auch praktische Aspekte wie die zeitliche Verfügbarkeit des Klienten und des Psychotherapeuten, finanzielle Ressourcen (im Falle einer eventuellen Zahlung für privat versicherte Menschen) und die räumliche Entfernung zur Praxis eine Rolle. Es gilt die passende Balance zwischen Alltagstauglichkeit und psychotherapeutischer Wirksamkeit zu finden.
Was sagt die Forschung?
Untersuchungen zeigen, dass die Frequenz der Therapiesitzungen eine zentrale Rolle für den Therapieerfolg spielt. Studien haben festgestellt, dass wöchentliche Sitzungen in vielen Fällen effektiver sind als weniger häufige Sitzungen, da sie eine kontinuierliche und verlässliche Unterstützung bieten. Häufigere Therapiestunden ermöglichen zudem eine engere Überwachung des Fortschritts und eine schnellere Anpassung der Therapie bei Bedarf. Sie bieten die Möglichkeit auf akute Probleme oder Rückschläge zeitnah zu reagieren. Dies kann besonders in der Anfangsphase der Psychotherapie wichtig sein, wenn die Patienten noch lernen, mit ihren Herausforderungen umzugehen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Regelmäßige Sitzungen schaffen eine Routine, die bei der Etablierung neuer Verhaltensweisen und Denkmuster hilfreich ist. Neu erarbeitetes kann ausprobiert und die Erfahrungen in den Sitzungen besprochen werden. Die Motivation und das Engagement des Patienten lassen sich erhalten und Tiefpunkte direkt besprechen. Nicht zuletzt profitiert die therapeutische Beziehung zwischen Patient und Therapeut gerade zu Beginn von häufigen Sitzungen. Vertrauen und die Offenheit können sich bei wöchentlichen Sitzungen besser entwickeln.
Auch die psychotherapeutische Arbeit profitiert von engmaschiger durchgeführten Sitzungen. Regelmäßige Termine machen es dem Therapeuten leichter den Patienten richtig einzuschätzen, relevante Details zu erfassen und einen Therapieplan zu entwickeln der dem Patienten die optimale Unterstützung bietet. Fortschritte können kleinschrittiger erfasst werden und der Therapieverlauf genauer an die sich individuell im Laufe der Zeit verändernden Bedürfnisse angepasst werden.
Verschiedene Therapieformen haben unterschiedliche Anforderungen an die Sitzungsfrequenz. Eine systematische Übersichtsarbeit von Abbass et al. (2006) ergab, dass intensive Kurzzeittherapien, wie sie in der psychodynamischen Psychotherapie angewendet werden, oft mehrmals wöchentlich stattfinden, um tiefere emotionale und kognitive Veränderungen zu bewirken. Verhaltenstherapeutische Ansätze profitieren ebenfalls von einer hohen Sitzungsfrequenz, besonders wenn es um die Behandlung von spezifischen Phobien oder Zwangsstörungen geht.
Für das Ende einer Psychotherapie und die Rückfallprävention können weniger häufige, aber regelmäßigere Sitzungen und Gespräche der richtige Ansatz sein. Diese bieten die Möglichkeit die Psychotherapie langsam auslaufen zu lassen. So bricht die Unterstützung nicht plötzlich weg sondern Patienten haben noch die Möglichkeit neu auftretende Herausforderungen oder Beobachtungen in die Sitzungen mitzubringen und so langsam mehr Sicherheit und Zufriedenheit in ihrem Leben zu gewinnen, bis sie sich so gut gewappnet fühlen, dass sie diese Sitzungen nicht mehr benötigen.
Die aktuelle Forschung deutet auf eine bessere Wirksamkeit von Psychotherapie bei regelmäßigen wöchentlichen Sitzungen hin. Dies deckt sich auch mit dem Empfinden der Patienten, die bei wöchentlichen Sitzungen die höchste Gesamtzufriedenheit mit der Therapie äußern. Diesen Tatsachen folgend bieten wir Ihnen in unserer Privatpraxis für Psychotherapie in Bonn und Köln grundsätzlich die Möglichkeit für wöchentliche Therapiesitzungen an, um für Sie den größtmöglichen Therapieerfolg sicher zu stellen. Davon unberührt bleibt die Tatsache, dass es Lebensumstände gibt die es zumindest phasenweise schwierig machen wöchentliche Sitzungen in den Alltag einzubauen. In diesen Fällen finden wir mit unseren Patienten individuelle Regelungen die immer noch dem Anspruch genüge tut, die Psychotherapie zu einer guten und hilfreichen Erfahrung werden zu lassen.
Individuelle Unterschiede
Obwohl wöchentliche Sitzungen häufig empfohlen werden, hängt die optimale Frequenz stark von individuellen Bedürfnissen und Umständen ab. Einige Klienten berichten, dass sie mit weniger häufigen Sitzungen gut zurechtkommen, insbesondere wenn sie bereits Fortschritte gemacht haben oder ihre Probleme weniger schwerwiegend sind.
Anpassung im Therapieverlauf
Die Häufigkeit der Sitzungen kann und sollte im Verlauf der Psychotherapie angepasst werden. Zu Beginn sind häufigere Sitzungen sinnvoll, um die akuten Probleme zu adressieren. Später, wenn sich die Symptomatik stabilisiert hat, können die Abstände vergrößert werden, um dem Klienten Zeit zur Integration und Anwendung der gelernten Strategien im Alltag zu geben.